Warum wir unfähig sind nicht lineare Entwicklungen vorher „zu sehen“? Weil wir leider keinen Knick in der Optik haben.
Der Jahreswechsel liegt knapp hinter uns. Eine Zeit in der wir resümieren und planen. Und? Wie viele der Pläne und vor allem Erwartungen von zukünftigen Entwicklungen, haben sich im Nachhinein als falsch herausgestellt?
Wenn wir zurückblicken, dann müssen wir immer wieder feststellen, dass wir uns regelmäßig verschätzt haben. Wusstest du, dass das logisch, ja fast unausweichlich ist? Dabei spielen nicht nur unerwartete Ereignisse eine große Rolle. Natürlich hast du gelernt auf Unvorhergesehenes im Rahmen deiner Planungen flexibel zu reagieren. Das ist aber auch gar nicht der Fokus dieses Artikels. Hier geht es um deine Fehleinschätzung im eigentlich ja so schön vorhersehbaren Bereich.
Die Sache mit dem Schachbrett.
Sicher kennst du die Geschichte. Sie handelt von der Erfindung des Schachspiels in Indien. Der Erfinder des Spiels hat sich dafür vom mächtigen Herrscher eine Belohnung verdient. Er möchte „nur“ die Menge Reis, die sich ergibt, wenn man auf einem Schachbrett von einem Feld zum nächsten die Menge Reiskörner verdoppelt. Begonnen wird nicht mit einer Hand voll Reis, sondern „nur“ mit einem einzigen Korn.
Auch wenn du die Geschichte kennst, schätz doch mal. Wieviel Reiskörner sind es am Ende? Kannst du dir die Menge tatsächlich vorstellen? Es sind 18.446.744.073.709.551.615 Reiskörner! Unvorstellbar, oder? Das ist die Macht exponentiellen Wachstums. Kannst du dir die Menge Reiskörner annähernd vorstellen? Welche Fläche bedecken sie, wenn sie einen Meter hoch aufgeschüttet werden? Ich habe dir zur Verdeutlichung ein Video herausgesucht: Ricecornparable German/English
Beeindruckend, nicht wahr?
Hast du dir mal Gedanken gemacht, warum wir uns exponentielle Entwicklungen nicht vorstellen können? Ich behaupte sogar, dass wir uns fast alle nicht linearen Entwicklungen nicht vorstellen können.
Uns fehlt der Knick in der Optik.
Das ist zumindest meine Theorie. Wenn wir schauen, dann blicken wir recht linear. Ja eben nicht perfekt linear. Erdkrümmung und Lichteffekte durch Schwerkraft und andere Aspekte lassen wir hier mal ein Spezialthema für Physikbegeisterte sein. Also: Wenn du guckst, dann guckst du auf einer Linie. Und wenn du versuchst dir eine Entwicklung vorzustellen, also etwas VORHERZUSEHEN, dann schaffst du das regelmäßig eben auch nur linear. Du kannst nun mal nicht um die Ecke oder in einer gebogenen Linie sehen. Das prägt auch dein Vorstellungsvermögen von zukünftigen Entwicklungen ganz erheblich.
So, jetzt hast du was zu knabbern.
Kann das wirklich so einfach sein?
Ist auch nur irgendwas da dran?
Wie erklärst du dir unsere beschränkte Vorstellungskraft?
Und was bitte soll dir diese Erkenntnis überhaupt bringen?
Gehe also bitte bei allen künftigen Planungen davon aus, dass du nicht in der Lage bist – insbesondere exponentielle Entwicklungen – dir auch nur annähernd korrekt im Kopf vorzustellen. Dir fehlt eben der Knick in der Optik. Anfangs erwartest du eine schnellere Entwicklung, als dies die Realität hergibt. Schau nochmal die erste Reihe auf dem Schachbrett an, wie wenig Reiskörner es noch waren.
Du bist bereit aufzugeben, weil einfach zu wenig passiert.
Dann wieder hält deine Phantasie mit der weiteren Entwicklung und den unfassbaren Ausmaßen nicht Schritt. Oder kannst du die Deutschland unter einer ein Meter hohen Reisschicht vorstellen, nachdem du einen einzigen Reiskorn genau 64 mal verdoppelt hast?
Wenn dein Plan bis zu diesem Punkt gekommen ist, dann ist dein Erfolg für dich und andere UNFASSBAR.
Nach diesem kleinen Denkexperiment wünsche ich mir für dich eines. Mehr Rücksicht im Umgang mit deinen Plänen und denen anderer. Größere Zuversicht, dass auch anfänglich schwache Ergebnisse immer noch zu einem riesigen Ergebnis führen können. Mehr Demut gegenüber deiner Planungsfähigkeit und vor allem viel Freude an folgender Feststellung:
Leben ist das, was passiert während du planst.
Also viel Spaß beim Planen und Leben in 2022!
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